Was macht den Unterschied zwischen einem schnellen Fahrer und einem Rennfahrer? Den meisten kommen sicherlich als erstes Talent und ein dickes Portemonnaie in den Sinn... Dass diese beiden Dinge (eines davon verbunden mit einem grossen: LEIDER) in jeglicher Form des Realen und Virtuellen Motorsports eine Notwendigkeit sind, ist eine gegebene Realität.
Abgesehen von diesen Punkten ist das wirklich wichtige das Training oder in unserem Fall die Seattime. Wie in jeder anderen Sportart auch ersetzt kein Talent und kein Geld der Welt das kontinuierliche und oftmals mühsame Abspulen der immer wieder gleichen Abläufe und Bewegungen oder im Falle des Simracings die unzähligen gefahrenen Runden, das Einstudieren der richtigen Bremspunkte, Setup, arbeiten am Fahrzeug und der ständigen Weiterentwicklung der eigenen Fahrtechniken.
Gemeinsam mit meinen ehemaligen Mitlernenden und angehenden Automobilmechatronikern Nico Ciaffoni, Kevin Borer von der Firma Garage Gautschi AG und Jean-Luc Lüthi aus der Garage Galli haben wir das Ziel uns für den Final der Swiss Sim Racing Series an der Auto Zürich zu qualifizieren. Zum einen machen wir dies mit einer gesunden Ambition, aber zum anderen auch um aus dem Training zu lernen und uns so fahrerisch weiterzuentwickeln. Ebenfalls sind der Spass und die gegenseitigen Sticheleien nach dem obligaten Abflug in der Aufwärmrunde ebenso wichtig ;-)
Nicht nur durch das Fahren sollen die Rundenzeiten schrumpfen... Die Analyse der Telemetrie der gefahrenen Runden und das Vergleichen der Daten mit den anderen Fahrern. Das Verstehen und die richtige Interpretation der Datengrafiken gehören ebenso zu einem guten Trainingskonzept. Dadurch erweitert sich das Verständnis für das Fahrzeugverhalten und die eigenen Leistungen hinter dem Steuer.
Was für die anderen gilt, gilt genauso auch für meine Wenigkeit und ich habe bemerkt, dass mir die Seattime momentan definitiv fehlt und dass es mir noch an dem richtigen Flow fehlt. Ich war sehr auf den Ausgang der Qualifikation am Samstag, dem 21.10.23 auf der anspruchsvollen Strecke von Misano gespannt. Gefahren sind wir die Quali im schönen und gemütlichen Racing Center der Kartbahn-Lyss auf Simulatoren der Firma Racingfuel.
Der Plan war simpel: 25 Minuten Zeit, um die schnellstmögliche Runde hinzulegen... Die ersten 5 Minuten bzw. 3 Runden an die Hardware gewöhnen und ein Gefühl für den Simulator bekommen, danach "FEUER FREI". Kevin und Nico haben einen wirklich fantastischen Job gemacht und gezeigt, dass sie absolut in der Lage sind schnelle und konstante Runden zu fahren. Ich bin mir ziemlich sicher das von den beiden nächste Saison noch einiges kommen wird ;-) Von meiner persönlichen Leistung bin ich zwar enttäuscht, jedoch nicht überrascht, da sie genau das widerspiegelte, was ich bereits wusste: zu wenig Seattime = Schlechte Leistung. Diese Erfahrung nehme ich aber als persönlichen Ansporn mit, um die richtigen "Anpassungen" an meinem eigenen Training zu machen.
"Anpassungen" sind ein gutes Stichwort. Die Idee und Umsetzung einer Schweizer Simracing Meisterschaft, die an einem grossen öffentlichen Event seinen Final austrägt, finde ich eine wunderbare Sache, die ich voll und ganz unterstütze. Jedoch finde ich es schade, dass viel vorhandenes Potenzial verschenkt wird. Ein Beispiel dafür ist Center, die als offizielle Standorte für die Quali auf der Webseite des Veranstalters angegeben werden, 3 Tag vor dem Event keine Ahnung davon haben, dass dieser überhaupt durchgeführt wird, und nicht einmal wissen, dass eine Schweizer Meisterschaft existiert! Allgemein ist die Kommunikation ein sehr wichtiger Punkt, sowohl gegenüber Teilnehmern als auch potenziellen Fans, Interessierten oder auch möglichen Sponsoren. Ein weiterer Punkt ist die Verwendung unterschiedlicher Simulatoren an der Qualifikation. Ein Teilnehmer fuhr auf einem Rig mit Traction-Loss System während der Rest ohne dieses System fuhr, je nach Fahrer und Präferenz kann dies entweder zum Vor- oder Nachteil werden. Die Einheitlichkeit in einer offiziellen Meisterschaft sollte in meinen Augen klar und immer gegeben sein. Ein letztes Beispiel ist, dass wir bis jetzt Stand 23.10.2023 unsere offiziellen Rundenzeiten nicht kennen. Wir wissen zwar, dass es nicht für die schnellsten 5 des Tages gereicht hat und wir die Qualifikation so sicher verpasst haben. Auf dem offiziellen Timetable sind aber keine unserer gefahrenen Zeiten vorhanden, so als wären wir nie gefahren. Das sind einige der Punkte, die in meinen Augen nicht förderlich für ein professionelles Image des E-Sports sind und ohne grossen Aufwand zu vermeiden wären. Ich hoffe das konstruktive Kritik auch als solche Verstanden wird, und wünsche allen Finalisten und den Organisatoren einen Tollen Final am 4.11.2023 und freue mich auf den nächsten Versuch 2024 ;-).
Zum Abschluss möchte mich von Herzen bei euch Nico, Kevin und Jean-Luc für euren Einsatz, eure Motivation, und die geopferte Freizeit bedanken. Grüsse gehen raus an die Lehrbetriebe und Lehrmeister dieser wirklich hellen und enthusiastischen jungen Herren. "I would keep them"...
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